Autor: MAZ-Online

Held der Woche: Mit 59 Jahren hütete Reinhard Gohlke das Tor von Landesligist Hansa Wittstock und konnte mit dieser Leistung die SPORTBUZZER-User überzeugen.

So richtig scheint Reinhard Gohlke das, was am Sonnabend geschehen ist, noch immer nicht realisiert zu haben. „Das war krass“, erinnert sich der 59-Jährige, der beim 2:0-Sieg gegen den FC 98 Hennigsdorf das Tor der Wittstocker Landesliga-Elf hütete. Noch am Morgen des Spiels rechnete er nicht mit dem unverhofften Einsatz. Dieser brachte ihm nun jedoch den Titel „Held der Woche“ im SPORTBUZZER Brandenburg mit souveränem Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Adrien Muxfeld vom FSV Veritas Wittenberge/Breese ein.

Bereits am Freitagabend hätte Gohlke erahnen können, dass er am nächsten Morgen zum FC 98 Hennigsdorf reisen muss. Beim Wochenausklang in einer Gaststätte traf er einige Spieler aus der ersten Mannschaft des FK Hansa Wittstock, in dem er im nächsten Jahr seit 50 Jahren Mitglied ist. Diese hätten mit ihm geflachst, er solle am nächsten Morgen fit für das Spiel sein. „Das machen sie aber eigentlich immer so“, dachte sich Gohlke nichts weiter dabei. Auch ein verpasster Anruf von Herren-Trainer Jörg Lutter, mit dem Gohlke einst gemeinsam für Wittstock auflief, ließen den Schweißer nicht so recht an seinen Einsatz glauben. Erst am Sonnabendmorgen, als er vom Anruf des Mitspielers, der ihn nach Hennigsdorf mitnehmen sollte, überrascht wurde, ahnte der 59-Jährige, was ihm bevorstand.

Wittstock-Trainer Jörg Lutter: „Ein toller Rückhalt“

„Ich habe schnell meine Tasche gepackt und dann nahm alles seinen Lauf. Erst dachte ich, einer der Spieler würde im Tor stehen. Ich habe dann einen Schreck gekriegt, als es hieß, ich solle zwischen den Pfosten stehen.“ Zeit, um Nein zu sagen, gab es nicht. Auch nach den 90 Minuten hätte er nicht so recht gewusst, wie es um ihn geschehen war. Das hielt den Schlussmann, der im Alter von zehn Jahren in Wittstock mit dem Fußballspielen begann, aber nicht von einer souveränen Leistung beim 2:0-Sieg seiner Mannschaft ab – wohlgemerkt der erste Zu-Null-Spiel für die Hanseaten in der laufenden Landesliga-Saison. „Ich musste gleich in der dritten Minute eingreifen, da habe ich meine Hände ins Spiel gekriegt. Ab dann haben die Spieler das super gemacht und mich aus dem Spiel herausgehalten. Das war eine gute Mannschaftsleistung“, lobte Gohlke.

Einige Male musste der Schlussmann, der sonst für die Alten Herren des Vereins spielt und dort auch hin und wieder im Sturm agiert, dann aber doch noch eingreifen. „Ich hatte Glück, dass ich zwei- bis dreimal angeschossen wurde“, sagt er bescheiden. Trainer Jörg Lutter äußerte sich da schon etwas begeisterter: „Er hat das mit seinen 59 Jahren überragend gemacht, ein toller Rückhalt.“

Reinhard Gohlke: „Mir schlottern schon die Knie“

Auch Reinhard Gohlke war schon einmal Übungsleiter des FK Hansa Wittstock. Nachdem er Ende der 1980er Jahre seine aktive Laufbahn beendete, trainierte er die Männermannschaft des Vereins für eineinhalb Jahre und führte sie in der Saison 1993/94 sogar zum Double aus Kreismeisterschaft und Pokalsieg. Auch wenn es in der darauffolgenden Saison etwas unruhig in der Mannschaft wurde und Gohlke seinen Platz räumen musste, blieb er dem FK stets treu. „Und das werde ich auch immer bleiben.“

Treu bleibt er auch der ersten Männermannschaft des Vereins, die bereits am Sonnabend (13 Uhr) gegen den FC Schwedt 02 erneut auf die Dienste des vereinstreuen Keepers zurückgreifen könnte. „Mir schlottern schon die Knie“, sagt der Vater zweier Töchter. Es habe bereits wieder Andeutungen gegeben, die auf einen erneuten Einsatz des „Helden der Woche“ schließen lassen. Dieser nimmt die drohende Aufgabe aber sportlich: „Wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit.“